Wir stehen also, nachdem ich ihn endlich von diesem furchtbaren DSL-Kasten weggezogen hatte, direkt vor dem Anwesen des Roten Hans. Baron der Autoteile, Herrscher über Wagenzombies und eine Heerschar unendlich vieler Kleinteile, alle wohlgeordnet unsortiert irgendwo rumkugelnd oder systematisch verworfen.
Der Hans war schon ein komischer Kerl und das ist wohl genau der Grund, warum ihn Fritz kannte. Ein kleines Männlein von oben bis unten mit Motoröl und Dreck beschmiert. Als wir die steinig-staubige Hofeinfahrt, die zwischen zwei Neubauten mit H-Pflastereinfahrt lag, hineinspazierten, war der rote Hans gerade dabei, den Motor eines 123er Mercedes mit dem Dampfstrahler auf dem Hof zu säubern, während im angrenzenden Garten des Nachbarn die Grasspitzen mit der Fingernagelschere gestutzt wurden. Ein schönes Bild war das.
Die Konditionen für unsere Wagenmiete hat er sich auf die Hand notiert, so wie er alles noch in reinster Handarbeit macht. Da stehen zum Beispiel, draußen, fast im Graben hängend, neben der Hauptstraße diverse wieder funktionstüchtig getüftelte Fahrzeuge, die allesamt zum Verkauf stehen, mit professionellem Informationstäfelchen: Bleistift auf liniertem Umweltpapier, kreuz und quer und im Kreis beschrieben.
Kurz und gut ließ er Fritz noch den „Vertrag“ unterzeichnen, ganz unten, wie man das halt kennt, auf dem Daumenfußknochen.
„Ist dein Roter Hans eigentlich wirklich Automechaniker“, fragte ich Fritz, nachdem wir ungefähr zehn Kilometer zurückgelegt hatten und ich mich an das komische Geräusch von singenden und gleichzeitig erkälteten Zeisigen fast schon gewöhnt hatte.
„Was meinst du damit `ist er wirklich Automechaniker`? Hast du Tomaten auf den Augen, Junge, oder hast du grad gesehen, dass der da unten auf den Motorhauben bunte Kuchen bäckt?“
Eine klare Ansage. Also das mit dem Automechaniker scheint eine sichere Sache zu sein. Aber mir ist da etwas aufgefallen. Wie Fritz das bloß nicht merken konnte. Eindeutig ein roter, stockroter Kommunist. Da hätt ich auch gleich drauf kommen können. Der „Rote Hans“. Kann schon sein, dass er wirklich mal feuerrote Haare hatte oder dass er überhaupt einmal Haare hatte, aber das mit dem Kommunismus ist da für mich eindeutig …
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